HÄNDE ZUM HIMMEL
EIN FILM VON ULRIKE PUTZER UND MATTHIAS VAN BAAREN

„ ... Noch pointierter war der Kurzfilm „Hände zum Himmel“ von Ulrike Putzer und Matthias van Baaren,
in der ein alpiner Auftritt von Hansi Hinterseer praktisch zur Bergpredigt wird. ...“

Die Presse – österreichische Tageszeitung

„ „Hände zum Himmel“ von Ulrike Putzer und Matthias van Baaren war für uns der beeindruckendste Film. Oberflächlich gesehen ist es ein Film über Fans von Hansi Hinterseer, die alljährlich auf einen Berg pilgern, um ihrem Hansi zu huldigen. Zuerst haben wir über sie gelacht – und sie dann in uns selber gefunden: unser aller Bedürfnis nach Ritualen und Kollektiverlebnissen. Ja, man kommt aus dem Staunen nicht heraus, wie hörig Menschen einem Ruf folgen können. „Hände zum Himmel“ ist ein Herdenfilm, in mehrfacher Hinsicht. Wie Schafe pilgern wir zu Konzerten, in die Kirche, ins Kino. Gratulation zu diesem schönen Film in der Tradition des Cinema vérité.“

Jurybegründung / Wiener Kurzfilmpreis für den besten österreichischen Film beim VIS Vienna Independent Shorts Filmfestival

Der Schatten einer Gondel gleitet gemächlich über Baumwipfel und Waldboden. Darin sitzen eng zusammengedrängt ein österreichisches und ein deutsches Ehepaar. Man unterhält sich, findet jedoch weder kulturell noch geografisch zueinander, und die einzige Gemeinsamkeit bleibt die Teilnahme an der alljährlich zelebrierten Fanveranstaltung – Konzert plus Bergmesse in den Kitzbühler Bergen – des österreichischen Schlagerstars Hansi Hinterseer.
Putzer und van Baaren beobachten diese Pilgerfahrt aus nächster Nähe und doch distanziert, versuchen, der (in doppeltem Sinne) Bewegung zu folgen, das gemeinschaftsstiftende Gefühl sowie die Faszination Hinterseers zu begreifen, der in seiner Fangemeinde jung und alt zu vereinen vermag. Heimatidylle und Naturverbundenheit, Religiosität ein Heilsversprechen inklusive, das an Wellness-light erinnert, sind die Eckpunkte, zwischen denen sich die Symbolik der Inszenierung aufspannt. In eng kadrierten Kameraeinstellungen oder Bildern von Menschenmassen, die ameisengleich die vom Wintersport kahlen Berghänge bevölkern, offenbart sich das Klaustrophobische daran, die Enge dieses ideologischen Rahmens.
`Das Hörbare verleiht dem visuell Unzugänglichen eine spezifische Präsenz,´ meint Gilles Deleuze zum Kontinuum von Bild und Ton im `Hors-champ´. Und so zeugt diese dokumentarische Miniatur auch von der Macht des Akusmatischen, wenn sie sich dem Höhepunkt der Pilgerwanderung hauptsächlich über die Tonspur annähert, über Gespräche, Geräusche, Musik und Stimmen, die im `On´ wie im `Off´ vom Erwarten einer Erscheinung künden. Ein Einpeitscher baut Suspense auf, und dann ist er da, `der Hansi´, und nur ganz kurz im Bild. Seine Stimme bleibt jedoch präsent, und bei der abschließenden, ebenfalls im `Off´ stattfindenden Predigt des Militärpfarrers wird klar, dass in dieser Inszenierung letztendlich nur einer der Star sein kann.

Pressetext von Claudia Slanar

A gondola shadow glides leisurely over treetops and forest ground. An Austrian couple and a German couple sit inside, pressed tightly together. They engage in conversation but don´t have much in common; either culturally or geographically. All they share is attendance at the annual fan event—concert plus mountain-top mass in the Kitzbühel Alps—by Austrian hit-music star Hansi Hinterseer.
Putzer and van Baaren observe this pilgrimage up-close, and yet from a distance, attempting to follow the movement (in both senses of the word), to grasp the feeling that fosters a sense of community, and also the allure of Hinterseer, who seems to unite young and old in his fan community. The idyll of homeland and an affinity with nature, religiosity including a promise of salvation, somehow reminiscent of wellness-light, provide the basic frame in which the staging`s symbolism is mounted. The claustrophobic element, the narrowness of this ideological framework, becomes apparent in camera takes with narrow frames and images of ant-like masses populating the bared mountain slopes, cleared for winter sports.
As Gilles Deleuze says of the continuum of image and sound in Hors-champ, `The audible lends a specific presence to that which is insufficient, visually´. This documentary miniature, too, proves the power of the acousmatic, approaching the climax of the pilgrimage primarily through the soundtrack: conversations, sounds, music, and voices, from both `on´ screen and `off´ that convey the anticipation of a vision. An initial speaker builds suspense, and then he is there, `Hansi´, and only very briefly in the picture. His voice, however, remains present, and in the concluding sermon by the military preacher, which likewise comes from off-camera, it becomes clear that in this staging, ultimately, only one person can be the star.

Presstext by Claudia Slanar (Translation: Lisa Rosenblatt)